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HAMBURGS GÄNGEVIERTEL

(02.08. – 28.08.2011)
Ein Bildband über den Alltag in den drei historischen Gängevierteln der Hamburger Altstadt und Neustadt

Mit über 200 Fotografien, Luftbildern und Karten aus dem Hamburger Staatsarchiv erinnert dieser Bildband an die drei einstigen Gängeviertel, die nahezu spurenlos aus dem Straßenbild der Hansestadt verschwunden sind. Die Bilder zeigen kleine „Buden“ und mehrstöckige „Sahlhäuser“ entlang bedrückend enger Hinterhöfe und schmaler Gassen. Sie geben Einblick in die Wohnverhältnisse und das Tagwerk der Bewohner und zeigen diese als Segelmacher und Schuhmacher,  Lumpenhändler und Prostituierte. Fernab jeder romantischen Verklärung zeichnen die Aufnahmen ein eindringlich-realistisches Bild vom Leben in den übervölkerten Armutsquartieren der reichen Kaufmannsstadt.

Bis 1814 verharrte Hamburg hinter seinen Festungsanlagen, ja bis 1860 wurden die Stadttore jeden Abend bei Einbruch der Dunkelheit geschlossen. Gleichzeitig stieg die Einwohnerzahl kontinuierlich, was eine massive Verdichtung zur Folge hatte, die die ärmeren Schichten in den drei Gängevierteln in der östlichen Altstadt, im Süden der Neustadt rund um den Schaarmarkt und in der nördlichen Neustadt in extrem beengte Wohnverhältnisse zwang.

Beeindruckende Fotografien zeigen die auf den ersten Blick pittoresk und idyllisch anmutenden alten Fachwerkhäuser und die verwinkelten Gänge. Doch beim Blick in winzige Zimmer, enge Etagenküchen und  lichtlose Höfe wird sofort deutlich, wie bedrückend sich das Leben in den Gängevierteln gestaltete. Hinzu kamen vielfältige Gerüche aus den enge Höfen voller trocknender Wäsche , aus den frei stehenden Aborten, den Abflussrinnen und Fäkaliengräben und aus den Gewerbetrieben, die in den Wohnhäusern oder dicht neben ihnen arbeiteten. In der südlichen Neustadt lag sogar ein Schlachthof mitten im eng bewohnten Gängeviertel.

Mit zahlreichen Karten verdeutlicht Freiwald die frühere Lage der drei Gängeviertel. Mit knappen, kundigen Texten erläutert er besonders die Sozialstrukturen und schildert die stufenweisen Sanierungen der einzelnen Quartiere. Einige aktuelle Aufnahmen vom Kontorhausviertel und der Mönckebergstraße dokumentieren, wie radikal die Sanierung meist nach der Methode Abriss und Neubau vonstatten ging. Nur an wenigen Stellen wie in den  Krameramtswohnungen ist die alte Baustruktur, liebevoll herausgeputzt, noch zu erkennen.

Dieser Bildband vermittelt einen umfassenden Eindruck vom Leben in den Gängevierteln. Ein Muss für jeden, der sich für Hamburgs Sozialgeschichte interessiert.

S T A D T M O D E L L  H a m b u r g
Wexstraße 7, 20355 Hamburg
Di – Fr 10 – 17 Uhr
Sa + So 13 – 17 Uhr

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