Tempel Forum - Die Reihe SalonAtelier: Vortrag Gabriel Riesser

Zu den bedeutenden jüdischen Persönlichkeiten in Deutschland im 19. Jahrhundert zählt der Hamburger Jurist Gabriel Riesser (1806–1863). Sein Vater Lazarus Riesser war Gemeindevorsteher der 1812 gegründeten Deutsch-Israelitischen Gemeinde und versuchte, zwischen Traditionalisten und Reformern, die 1817 die Tempelgemeinde gegründet hatten, zu vermitteln. Er selbst schloss sich nicht der Tempelgemeinde an. Während Gabriel Riessers Gymnasialzeit in Hamburg (1820–1824) lebte er im Internat des ehemaligen Jakobiners Heinrich Würzer, der für eine totale Trennung von Kirche und Staat eintrat. Das wurde auch zu einer politischen Kernforderung Riessers. 1840 war Riesser in das Direktorium des Tempels gewählt worden. In dem sog. Hamburger Tempelstreit vertrat er die Unabhängigkeit des Tempels gegenüber Eingriffen vonseiten der Gesamtgemeinde sowie des Staates. Die Stellung des Judentums in Deutschland war für ihn eine Frage des Rechts und der Freiheit, weniger des Glaubens. Mit dieser Position erfuhr er auch Wider-spruch der liberalen Juden. Auch den Liberalen ging es um das Judentum als Offenbarungsreligion. Als Abgeordneter der Paulskirche (1848/49) vertrat Riesser die Forderung nach einer Gleichstellung von Judentum und Christentum. Er wurde zum Protagonisten eines säkularen Judentums, das sich ohne Vorgaben des christlichen Staates neben den anderen Konfessionen entfalten sollte.

Vortrag von Arno Herzig, Historiker

Foto: © Privat

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